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14.07.2021, 9h00-11h00, Diskussionsforum 3
PHILOSOPHIE UND IMPROVISATION IN DEN KÜNSTEN
Chair: Dieter Mersch
Sprecher:innen: Marcello Ruta, Alessandro Bertinetto, Annika Frye, Daniel Martin Feige, Christoph Haffter
In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Begriff „Improvisation“ nicht nur zu einem innovativen Schwerpunkt von u.a. anthropologischen, neurologischen und kognitiven Studien. Der Begriff der „Improvisation“ hat auch die Erforschung traditioneller ästhetischer Gebiete, wie der Philosophien der Musik, des Theaters, des Tanzes, der Poesie und sogar der bildenden Kunst und der Literatur bereichert und dynamisiert. Dieses Panel nutzt die Gelegenheit der bevorstehenden Veröffentlichung des Routledge Handbook of Philosophy and Improvisation in the Arts (ed. by A. Bertinetto u. Marcello Ruta, 2021) und wird einigen Autoren, die an diesem Band teilgenommen haben, eine Stimme geben, um wichtige theoretische und ästhetische Aspekte der Improvisationskunst philosophisch auszuloten und zu diskutieren. Im Zentrum des Panels stehen dabei Fragen wie: Was sind die ontologischen Besonderheiten der Improvisation? Was sind ihre spezifischen ästhetischen Eigenschaften? Welchen Beitrag leistet Improvisation zur Kunstphilosophie im Allgemeinen und zu individuellen künstlerischen Praktiken und zur Frage nach der künstlerischen Normativität und der ästhetischen Rezeption insbesondere? Durch die Beschäftigung mit diesen und ähnlichen Fragen beabsichtigen wir in einen produktiven Dialog zur Epistemologie der Improvisation zu treten.
14.07.2021, 17h00-19h00, Diskussionsforum 6
HETERONOMIEÄSTHETIK: SOZIALE ÄSTHETIK, KAPITALISMUS DER KREATIVITÄT UND KÜNSTLERISCHER AKTIVISMUS
Chair: Dieter Mersch
Sprecher:innen: Emmanuel Alloa, Oliver Marchart, Juliane Rebentisch
14.07.2021, 17h00-19h00, Panel 18
GELENKT UND FREI – AUFMERKSAMKEIT, IMPROVISATION UND MUSIKALISCHE ZEITLICHKEIT
Panel mit drei Vorträgen und integriertem Musikforum
Chair: Judith Siegmund
Sprecher:innen: Susanne Schmetkamp, Fabian Goppelsröder, Christoph Haffter, ENJUTI (Andreas Völk, Laurenz Gemmer, Kenn Hartwig, Thomas Sauerborn)
Gibt es eine spezifisch ästhetische Aufmerksamkeit? Wenn ja, ist sie notwendig für die ästhetische Erfahrung und die mit ihr verbundenen besonderen Erkenntnisweisen? Aufmerksamkeit ist für unser Selbst- und Weltverhältnis unabdinglich. Hören wir ein Geräusch, «merken» wir «auf» (Waldenfels) und versuchen, es einzuordnen, zu beurteilen. Mit Hilfe unserer Aufmerksamkeit selektieren, strukturieren wir äußere und innere Eindrücke, und zwar in der Regel instrumentell im Hinblick auf bestimmte Aufgaben und Entscheidungen.
Unter den Bedingungen der Leistungs- und Beschleunigungsgesellschaft wird die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu kontrollieren, zu steigern und zu lenken, nachgerade zu einer Schlüsselkompetenz. Auch die Philosophie des Geistes hat sich in jüngerer Zeit vor allem am Ideal der fokussierten, aufgabenbezogenen Aufmerksamkeit ausgerichtet. Und doch gibt es eine Pluralität an Aufmerksamkeitsmodi, darunter die distribuierte Aufmerksamkeit, die Hyperaufmerksamkeit (Vigilanz), die Versenkung (deep attention) oder Achtsamkeit (mindfulness, attentiveness). Welche dieser Modi kommen in der ästhetischen Erfahrung zum Zug?
Eine ästhetische Aufmerksamkeit verbindet die konzentrierte Hinwendung zum Gegenstand mit dem Loslassen von selbstbezüglichen Interessen, Zwecken und Kategorisierungen. Weil wir ästhetisch anders aufmerksam sind, so die These, werden uns Erfahrungsgehalte zugänglich, die sich der propositionalen Eindeutigkeit entziehen: Affektstrukturen und emotionale Dynamiken, das sinnliche Sosein mit seinen zeitlichen und räumlichen Intensitäten, aber auch implizite Orientierungen und spekulative Gedanken, die dem Erkennen und Handeln zugrunde liegen. Diese These wollen wir unter Einbezug des kompositorisch-improvisatorischen Konzepts der Köln-Berliner Formation Enjuti entwickeln und überprüfen, denn die Musik scheint uns als eine Kunst der Aufmerksamkeitsmodulation und die Improvisation als Vollzug von verschiedenen Aufmerksamkeitsmodi wie fokussierter, geteilter oder frei schwebender Aufmerksamkeit für unsere Frage paradigmatisch.
Ablauf: Kurze Einführung, Musikbeitrag (Stream), drei Vorträge, Gesamtdiskussion