Es ist schwierig zu verstehen wie die Universität Freiburg ist, bevor man dort gewesen ist. Dieses Kapitel zeigt Ihnen, wie die Universität Freiburg wirklich ist.

„Ich habe Angst davor, an die Universität zu gehen, vor allem in eine Stadt, die weit von zu Hause entfernt ist, denn ich mag es überhaupt nicht, meine Routine zu ändern.“ (T., Gymnasiastin, die überlegt, sich an einer Universität einzuschreiben)

„Ich hatte eine sehr gute Erfahrung an der Universität. Ich hatte mehr Kontrolle über mein Umfeld und war dort viel glücklicher als am Gymnasium. In der Schule gab es einen strengen Stundenplan, aber in den Pausen gab es überhaupt keinen Stundenplan, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Aber an der Universität konnte ich meine Zeit viel besser selbst einteilen.“ (M., ehemalige Studentin)

Ein Studium an der Universität ist für alle Studierenden eine neue und beeindruckende Erfahrung.

Vor dem Studium freuen sich viele Studierende darauf, unabhängiger zu werden, während andere Angst davor haben, neue Leute kennenzulernen, sich an eine neue Umgebung und einer neuen Art zu lernen zu gewöhnen. Die Wahrheit ist, dass jeder eine gewisse Zeit braucht, um sich anzupassen. Wie bereitet man sich also auf die Universität vor?

Eines der besten Dinge an der Universität ist, dass Sie niemand beobachtet oder Ihnen sagt, was Sie tun sollen. Aber das ist auch die Sache, die zu Verunsicherung führen kann. An der Universität wird ein grosser Teil des Studiums selbstständig absolviert: Das bedeutet, dass Sie selbstständig lernen müssen und für die Planung Ihres Stundenplans, die Organisation Ihrer individuellen Arbeiten und die Einhaltung von Fristen für Aufgaben oder Prüfungsvorbereitungen selbst verantwortlich sind. Diese Unabhängigkeit kann befreiend sein, aber sie erfordert eine Selbstorganisation, die die meisten Studierenden zu Beginn ihres Studiums noch nicht haben. Folgend sehen Sie Herausforderungen, welchen neue Studierende häufig begegnen:

Herausforderungen für neue Studierende:

„Ich habe Probleme, mein Leben zu planen und zu managen. Die Vorstellung, selbständig zu arbeiten, erscheint mir immer noch schwierig.“ (J., Studentin, die zögert, sich an der Universität einzuschreiben)

„Alle sagen, dass man sich seine eigene Vorstellung machen muss, um die universitäre Erfahrung wirklich zu erleben. Für Studierende aus dem Autismus-Spektrum ist dieser Rat jedoch unbrauchbar. An der Uni gibt es kein Sicherheitsnetz, um die Studenten und ihre Fortschritte zu überwachen.“ (derzeitiger Student)

Akademische Freiheit:

An der Universität gelten alle Studierende als freie und unabhängige Erwachsene. Den Studierenden wird empfohlen, zu allen Präsenzveranstaltungen zu erscheinen, aber niemand wird sie anrufen, um herauszufinden, warum sie abwesend sind. Das nennt man die akademische Freiheit. Für einige Studierende ist diese Freiheit eine grosse Erleichterung. Für andere wäre eine klare Regelung beruhigender.

Das Gleiche gilt für die Organisation des Studiums: In der Regel gibt es keine Zwischenbewertung der Kenntnisse während der Semester. In den meisten Fällen liegt zwischen dem Beginn eines Kurses und der Prüfung (auch Evaluation genannt) ein Zeitraum von 6 Monaten (ein Semester) oder einem Jahr (zwei Semester).

Um sich auf die Universität und deren akademischen Freiheit vorzubereiten, kann die Gewöhnung an die Planung von Aufgaben und Terminen mit einer Agenda, eine strukturierende und damit beruhigende Vorgehensweise sein. In der Rubrik Lernstrategien finden Sie einfache Ideen für die Erstellung von Lernroutinen.

Freiburg ist als Studierendenstadt bekannt. Eigentlich ist es DIE Stadt für Studierende in der Schweiz. Auch wenn die «Miséricorde» der wichtigste historische Ort ist, gibt es in der Stadt viele andere Orte, die zur Universität gehören und in denen sich Unterrichtsräume, Bibliotheken, Büros oder andere nützliche Einrichtungen für Studierende befinden.

Zunächst verirren sich alle in den Gebäuden der Universität Freiburg. In der Rubrik Orte und Orientierung erfahren Sie, wie Sie sich orientieren können.

• Überlegen Sie sich, wie Sie Ihre Zeit einteilen wollen
• Machen Sie sich mit dem Führen einer Agenda vertraut
• Finden Sie Orte, an denen Sie in Ruhe lernen können (siehe auch das Kapitel Bibliotheken und ruhige Lernorte)
• Die erste Stunde eines jeden Kurses ist sehr wichtig. Nehmen Sie wenn möglich daran teil. Meistens gebe die Dozierenden in der ersten Stunde wichtige Anweisungen für die Kurse und die Prüfungen
• Nehmen Sie sich nach der ersten Unterrichtsstunde die Zeit, alle abzugebenden Arbeiten zusammenzufassen und die einzelnen Arbeitsschritte zu planen, die während des Semesters durchgeführt werden sollen
• Notieren Sie diese Schritte in Ihrer Agenda
• Wenn Sie umziehen müssen, um ein Studium in Freiburg zu beginnen, nehmen Sie sich die Zeit, Ihre neue Umgebung schon vor dem Studium zu erkunden: nützliche Geschäfte, öffentliche Verkehrsmittel, die Organisation der gemeinsamen Lebensräume in Ihrer Wohnung, wie z.B. die Waschküche oder die Gemeinschaftsküche
• Wenn Sie es nicht gewohnt sind, ohne Ihre Eltern zu leben, üben Sie alltägliche Aufgaben: Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten, einen Plan für Wäsche und Reinigung erstellen, ein Budget planen und verwalten
• Vor dem Unterricht durch die Universitätsgebäude gehen, um herauszufinden, wo die Räume sind
• Seien Sie locker zu sich selbst: Jeder verirrt sich mindestens einmal auf der Suche nach einem Zimmer
• Wenn Sie sich noch nicht für einen Studiengang entschieden haben, hilft Ihnen das Kapitel Wahl eines Studienganges an der Universität
• Wenn Sie Fragen haben, können Sie das Autismus&Uni-Team jederzeit über das Kontaktformular kontaktieren

• Wenn Sie umziehen müssen, um an der Universität Freiburg zu studieren, wissen Sie dann, wie Sie einfache Mahlzeiten zubereiten, Ihre Wäsche waschen und Ihre Finanzen verwalten können?
• Verfügen Sie über wirksame Strategien, um sich Notizen zu machen und sich auf die Prüfungen vorzubereiten?
• Sind Sie mit dem Führen einer Agenda vertraut?
• Werden Sie öffentliche Verkehrsmittel benutzen und wissen Sie, welche Hauptverbindungen Sie brauchen werden?
• Haben Sie bereits ein Budget aufgestellt und alle Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung in Betracht gezogen?
• Haben Sie sich schon für einen Studiengang entschieden?

Nathalie Quartenoud © übersetzt von Gina Nenniger