Art der Unterrichtseinheit und Bewertungsmodus

An den Universitäten gibt es verschiedene Arten von Unterricht und Examen. In diesem Kapitel werden diese unterschiedlichen Arten erläutert und den Studierenden wird aufgezeigt, wie sie mit diesen Unterschieden umgehen können.

Hintergrund

Die Dozierenden an der Universität Freiburg werden aus Experten des jeweiligen Fachs ausgewählt. Es handelt sich also häufig um Forscher oder um Berufstätige mit Praxiserfahrung.

Einige Dozierende sind als Professoren/Professorinnen an der Universität tätig, während andere eine andere Funktion haben (Lektorierende, wissenschaftliche Mitarbeitende, Oberassistierende, Lehr- und Forschungsbeauftragte, Diplomassistierende, externe Lehrbeauftragte). Es könnte beispielsweise sein, dass ein Psychiater/ eine Psychiaterin oder ein Richter/ eine Richterin eingestellt wird, um zwei Stunden pro Woche an der Universität zu unterrichten und die entsprechende Person in der restlichen Zeit dem eigentlichen Beruf nachgeht. Manche Dozierenden haben eine Ausbildung in Hochschuldidaktik oder Erwachsenenbildung. Die Dozierenden werden also aufgrund ihrer Fachkenntnisse in einem bestimmten Fach eingestellt und nicht primär aufgrund der Unterrichtskompetenzen. Es steht allen Dozierenden frei, den Unterricht nach ihren Vorlieben zu gestalten.

Der Unterricht an der Universität beruht auf einem System, das exzellentes Wissen in den Vordergrund stellt. Angesichts der Vielfalt des Lehrpersonals werden die Kurse auf sehr unterschiedliche Art und Weise abgehalten. Diese Vielfalt ist bereichernd und spannend. Das System funktioniert somit unter der Annahme, dass sich die Studierenden an Art des Unterrichtens und die Art der Unterrichtseinheiten anpassen. Mit einigen Anpassungen auf beiden Seiten funktioniert dieses System gut.

Es ist schwierig abzuschätzen, wie ein Kurs sein wird, bevor man ihn besucht hat. Kurse unterscheiden sich z.B. hinsichtlich dem Grad der Studierendenbeteiligung:

Unterschiede in der Art und Weise wie unterrichtet wird

Präsenzunterricht, Fernunterricht oder Hybridunterricht:

Im Präsenzunterricht wird der Unterricht häufig in der Form „ex cathedra“ abgehalten: Der Dozent/ die Dozentin steht vor dem Bildschirm des Auditoriums und zeigt eine PowerPoint-Präsentation, um die Ideen zu erläutern. Von den Studierenden wird nur wenig Eigenaktivität verlangt. Währenddessen können die Studierenden handschriftlich oder am Computer Notizen machen. Sie können die Hand heben, um Fragen zu stellen.

auditoire-PER21Manche Kurse sind interaktiver. Die Dozierenden geben dann beispielsweise einen Input und schlagen den Studierenden dann vor, sich in Gruppen zusammenzufinden, um z. B. eine Übung zu bearbeiten. Gruppenarbeiten werden sowohl in Vorlesungen als auch in Übungseinheiten oder Seminaren durchgeführt. Im Abschnitt überfachliche Kompetenzen lernen Sie Strategien kennen, die Ihnen dabei helfen, mit sozialer Nähe umzugehen.

Aufgrund der Pandemie, welche im Jahr 2020 begann, wurden viele Kurse vollständig als Fernunterricht abgehalten. Auch hier gibt es grosse Unterschiede hinsichtlich der Gestaltung des Fernunterrichts: Manche Dozierenden sprechen online (z.B. über Teams) und teilen gleichzeitig die Power-Point-Präsentation auf dem Computerbildschirm. Manche Dozierenden planen interaktive Arbeiten in Untergruppen. Viele Dozierende entscheiden sich für die Arbeit mit Teams, einige bevorzugen jedoch Zoom oder Skype. Dies verlangt von den Studierenden insbesondere zu Beginn eine gewisse Flexibilität.

Schliesslich werden einige Kurse in hybrider Form abgehalten. Das bedeutet, dass während dem Semester einzelne Sitzungen desselben Kurses als Präsenzveranstaltungen und andere als Fernkurse abgehalten werden.

Darüber hinaus kann das gewählte Studienprogramm auch Praktika, Exkursionen und/oder Aufenthalte ausserhalb des Campus umfassen.

Die wöchentlichen Unterrichtseinheiten dauern meistens zweimal 45 Minuten. In der Regel legt die Lehrkraft mit den Studierenden einen angemessenen Rhythmus fest. Der klassische Rhythmus ist wie folgt: 45 Minuten Unterricht, 15 Minuten Pause, 45 Minuten Unterricht. Manche Dozierenden ziehen es jedoch vor, 90 Minuten ununterbrochen zu unterrichten und dann 15 Minuten früher zu enden. Es gibt also immer mindestens 15 Minuten Pause zwischen zwei Unterrichtseinheiten.

Unabhängig davon, ob es sich um Online- oder Präsenzunterricht handelt, ist es wichtig, pünktlich zu erscheinen, um die Dozierenden und Studierenden nicht zu stören oder abzulenken. Aus denselben Gründen gehen die Studierenden während des Unterrichts in der Regel nicht frei in den Räumen umher und stehen erst in der Pause oder am Ende des Unterrichts auf.

In den meisten Fällen werden keine Anwesenheitskontrollen durchgeführt.

Rhythmus und Art der Unterrichtseinheit :

Die meisten Kurse werden wöchentlich während zwei Stunden (2×45’) abgehalten. Einige Kurse werden jedoch in kompakten Blöcken abgehalten (Blockkurse, z.B. mehrere ganze oder halbe Tage). Einige Kurse werden auf klassische Weise abgehalten (der Dozent/ die Dozentin spricht, die Studierenden hören zu und machen sich Notizen), andere sind eher partizipativ (die Studierenden werden ermutigt, miteinander zu kooperieren, Referate zu erstellen oder kollaborativ zu denken) und weitere können auch in Seminarform stattfinden (partizipativer Unterricht rund um ein persönliches Projekt).

Unterrichtsmaterialien

Viele Studierenden bitten darum, das Kursmaterial (z.B. die PPT-Folien) vorab lesen zu können. Wenn dies ausdrücklich gewünscht wird, erklären sich die meisten Dozierenden bereit, Kursmaterialien zur Verfügung zu stellen. Viele Dozierenden passen die Inhalte jedoch kurzfristig an und stellen ihre Präsentationen deshalb nicht vorab zur Verfügung. Sofern der Umgangston konstruktiv ist, ist eine diesbezügliche Anfrage an die Dozierenden immer möglich.

An der Universität Freiburg stellen die meisten Dozierenden ihre Präsentationen sowie alle notwendigen Dokumente auf der Plattform Moodle zur Verfügung. Moodle ist eine Plattform zur Unterstützung der Lehre.

Es gibt Dozierende, welche es vorziehen frei zu arbeiten und schlagen das Lesen von Buchkapiteln, wissenschaftlichen Artikeln oder Übungen vor, die Sie zwischen den Unterrichtseinheiten bearbeiten können. In der Regel kommunizieren die Dozierenden die Erwartungen an den Unterricht und die Prüfung klar und informieren die Studierenden darüber, wo wichtige Informationen eingesehen werden können.

Schriftliche und mündliche Prüfungen (Examen)

Prüfungen können unterschiedlich durchgeführt werden:

  • schriftlich oder mündlich
  • mit oder ohne Note
  • mit oder ohne Kursunterlagen
  • kursintegriert (oft in der letzten Stunde oder mit einer Hausarbeit) oder während der Prüfungssession
  • individuell oder in einer Gruppe
  • mit unterschiedlicher Dauer (z.B. 45 Minute, eine Stunde etc.)

Die Dozierenden entscheiden anhand des Kurses über den Bewertungsmodus und die Prüfungsformalitäten. Eine schriftliche Prüfung kann beispielsweise in Form eines Multiple-Choice-Fragebogens, offener oder geschlossener Fragen, Fallanalysen oder Übungen abgehalten werden. Eine mündliche Prüfung kann nach einer vorgegebenen Liste von Fragen vorbereitet werden oder aber Gegenstand einer spontanen Diskussion nach Vorgaben der Dozierenen sein.

In der Regel kommunizieren die Dozierenden zu Beginn des Semesters die Vorgaben für die Prüfung und informieren über den Bewertungsmodus.

Die Prüfungsarten

Was hat das mit mir zu tun?

Studierende müssen gleichzeitig den Lernstoff verstehen, sich Notizen machen, in einer grossen Gruppe sein, mit Sinnesreizen umgehen und soziale Kontakte pflegen. Dies kann sowohl schwierig als auch spannend sein. Viele Studierenden schätzen den Unterricht, weil er ihnen die Möglichkeit bietet, von Expertinnen/Experten mehr über ein Thema zu erfahren, welches sie fasziniert. Das Kapitel Lernstrategien bietet Hinweise, wie man effektiv Notizen machen und sich optimal auf Prüfungen vorbereiten kann.

Wenn Sie sich für einen Studiengang entschieden haben, werden Sie jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Modulen absolvieren. Diese Module sind eine Aufgliederung Ihres allgemeinen Studienganges in Unterthemen. Einige davon können Sie wählen, andere wiederum sind obligatorisch. Wenn Sie die entsprechenden Module absolvieren, sammeln Sie ECTS-Kreditpunkte, die Sie in Ihrem Studiengang weiterbringen.

Die Studienpläne sind so konzipiert, dass Sie eine umfassende Ausbildung erhalten und somit die Absolvierung eines jeden Moduls zu Ihrem Fortschritt beiträgt. Die meisten Studierenden mögen einzelne Fächer besonders gerne und schliessen in diesen besser ab als in anderen.

Was ist der nächste Schritt?

Organisieren Sie Ihren Terminkalender nach den Kursen, in denen Sie eingeschrieben sind.

Praktische Tipps

  • Entwickeln Sie eine effektive Methode, um sich Notizen zu machen. Das Kapitel Lernstrategien gibt Ihnen Anhaltspunkte.
  • Gehen Sie wenn mögliche einige Minuten früher in den Vorlesungsraum, damit Sie genügend Zeit haben, sich einzurichten.
  • Gehen Sie vor dem Unterricht gegebenenfalls auf die Toilette, damit Sie während des Unterrichts nicht aufstehen müssen.
  • Wenn man vorne im Hörsaal sitzt, wird man weniger durch die Beobachtung der anderen Studierenden abgelenkt.
  • Manchmal ist es unvermeidlich, zu spät zu kommen. Gehen Sie leise in den Vorlesungsraum und setzen Sie sich auf den ersten verfügbaren Platz (auch wenn es nicht Ihr bevorzugter Platz ist). Dies gilt auch, wenn Sie den Kurs vorzeitig verlassen müssen.
  • Andere Studierende könnten zu spät kommen oder den Unterricht früher verlassen. Dies kann eine Quelle der Ablenkung sein.
  • Wenn Sie zu früh zu einer Unterrichtseinheit erscheinen, kann es sein, dass die vorherige Gruppe bei Ihrer Ankunft den Vorlesungsraum verlässt. Da kann bedeuten, dass Sie unter Umständen zwischen viele Studierende geraten.
  • Verbringen Sie etwas Zeit in der Nähe der für Sie relevanten Hörsälen, um die Unterrichtszeiten und Wechsel zu verstehen. Sie können sich auch den Belegungsplan, der neben jedem Raum hängt, anschauen.
  • Die meisten Dozierenden lassen den Studierenden die Freiheit, jederzeit die Hand zu heben, um Fragen zu stellen. Wenn der Dozent/ die Dozentin die Fragen lieber am Schluss beantworten möchte, können Sie sich die Fragen während des Unterrichts aufschreiben, um sie dann am Schluss zu stellen.
  • Wenn Sie mehrere Fragen zu einem Thema des Kurses haben, Fragen zu eigenen Recherchen oder individuellen Arbeiten haben, dann wenden Sie sich am besten nach dem Kurs an die Dozentin / an den Dozenten:
    • am Ende der Stunde, wenn sich die Dozentin / der Dozent dafür Zeit nimmt
    • indem Sie eine E-Mail schicken oder einen Termin vereinbaren.
  • Überprüfen Sie zu Beginn jedes Semesters, ob Sie für den Kurs (Unterrichtseinheit) und das Examen angemeldet sind.

«In meinem ersten Jahr verpasste ich viele Stunden und musste oft während einer Stunde den Vorlesungsraum verlassen, weil ich starke Angstzustände hatte, da ich von Studierenden umgeben war, die um mich herum sassen. Die Tatsache, dass ich mich nicht frei bewegen konnte und mich in einem fensterlosen Raum befand, der von Neonlicht erhellt wurde, war kompliziert. Die Dozierenden wussten, dass das passieren kann, also störte es sie nicht und sie wussten, dass ich nicht unhöflich war.» (Fern, Student im letzten Jahr, Interview Autism&Uni)

Fragen, die Sie sich stellen sollten

  • Haben Sie alle Kurse Ihres Studienjahres notiert?
  • Haben Sie sich dafür entschieden, alle Kurse zu belegen?
  • Haben Sie die Kursdaten und die dazugehörigen Termine der Examen notiert?
  • Haben Sie die entsprechenden Gebäude besichtigt, um die Räume kennenzulernen?
  • Haben Sie verstanden, welche Leistungen für die Examen erwartet werden?
  • Haben Sie das Selbststudium zur Vorbereitung auf die Examen organisiert?
  • Haben Sie Ihre Einschreibungen für die Kurse und die Examen auf Myunifr überprüft?

Über den Autor

Nathalie Quartenoud ©

Übersetzt von Gina Nenninger

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