Längsschnittstudie

Von der Geburt bis zum zweiten Lebensjahr: Eine Längsschnittstudie zur Entwicklung von Kindern intellektuell beeinträchtigter Eltern in der Schweiz

 

Ausgangslage und Zielstellung

In der Entwicklung von Kindern intellektuell beeinträchtigter Eltern treten Verzögerungen und Beeinträchtigungen häufiger auf als in der Gesamtpopulation. Ausgehend von der Annahme, dass dafür neben heriditären Faktoren vor allem Probleme der Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben verantwortlich sind, widmete man sich im Forschungsfeld Elternschaft bei intellektueller Beeinträchtigung (intellectual disability – ID) seit den 1990er Jahren vornehmlich der Unterstützung der Eltern bzw. der Familiensysteme. Die kindliche Entwicklung hingegen wurde nur selten explizit untersucht. Aktuelle Forschungslücken bestehen beispielsweise bezüglich detaillierter Erkenntnisse zu absoluten Entwicklungsfortschritten sehr junger Kinder in zentralen Entwicklungsbereichen sowie zu Entwicklungsverläufen resp. zum Entwicklungstempo über die Zeit. Ziel der Längsschnittstudie war es, die Entwicklung von Kindern intellektuell beeinträchtigter Mütter in zentralen Entwicklungsbereichen von der Geburt an über 24 Monate zu analysieren.

Methode

Innerhalb einer prospektiven Längsschnittstudie wurden zu sechs Messzeitpunkten von der Geburt bis zur Vollendung des 2. Lebensjahres Daten zur kognitiven, sprachlichen und motorischen Entwicklung von sechs Kindern von Müttern mit ID mittels standardisierter Testverfahren erhoben. Zudem wurden Daten zum Lebenskontext der Kinder, darunter zur Intelligenz und zu den adaptiven Kompetenzen der Mütter, zur physischen und psychischen Gesundheit der Mütter, zu familiären Risikofaktoren und biografischen Belastungen der Mutter sowie zur elterlichen Performanz und zur sozialen Unterstützung analysiert. Die Datenauswertung erfolgte nach den Prinzipien der Case Study Research (Multi-Case-Design).

Projektdauer und Finanzierung

Projektdauer: 01.04.2014 – 31.03.2017

Finanzierung: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) (Projektnummer: 100019_149570 / 1).

Wissenschaftlicher Nutzen

Die Untersuchung trägt durch ihren längsschnittlichen Charakter sowie den Umfang und die Detailliertheit der gemessenen Variablen substanziell dazu bei, Kenntnisse über Entwicklungsverläufe sehr junger Kinder von Eltern mit ID zu differenzieren. Hypothesen über das Zustandekommen von (über die Zeit zunehmenden) Entwicklungsbeeinträchtigungen einerseits und über die hohe interindividuelle Variabilität in den Entwicklungsverläufen der Kinder andererseits konnten begründet abgeleitet werden.